Ausstellungen > Impressionen
Eröffnung der Ausstellung Zwischen heute
und morgen,
balou e.V.,
Dortmund am 22.05.2005
Zwischen heute und morgen, 50x70, 2004
Auszug aus der Eröffnungsrede von Christel Matthes, die gemeinsam mit Rudi Preuss im balou die Galerie organisiert:
Ich freue mich sehr, Ihnen heute Werke von Karin Jessen zu präsentieren. Karin Jessen beschäftigt sich seit etwa acht Jahren intensiv mit Malerei und Werkgestaltung.
Ihren Werkzyklen merkt man ihre Freude an am Umgang mit Material und Farbe.
Meistens ist man zu Bildern ungerecht:
Bilder beginnen dort, wo man etwas sprachlich nicht mehr ausdrücken kann, deshalb tue ich ihnen heute eigentlich unrecht, sie durch mich jetzt wieder in Sprache zurückführen:
Von Bildern wird viel erwartet:
- sie sollen eine äußere Realität unmittelbar wiedergeben;
- sie sollen Phantasie und Emotionen ausdrücken.
Die
Realitätserwartung Bildern gegenüber ist höher als gegenüber
Sprache. Abstrakte Bilder haben es da schon etwas einfacher, sie scheinen
nicht Abbild von Realität zu sein, dafür wird ihnen oft allerlei
Psychologisches unterstellt.
Z.B. dass Probleme der Psyche und Konflikte in der Gesellschaft durch visuelle Formen ertragbar und damit beherrschbar zu machen sind.
Quasi Kunst als Katharsis.
Es ist aber ein falscher Schluss zu glauben, dass Bilder Realität oder Gefühlszustände unmittelbar illustrieren, und das trifft auf gegenständliche und abstrakte Bilder gleichermaßen zu. Bilder sind das, was sie sind: Bilder. Sie geben das, was sie darstellen - eigentätig wieder. Und dieses Eigene, die Distanz zu Realität und einfachen Deutungen darzustellen ist auch Aufgabe einer sprachlichen Bildanalyse und Bildkritik.
Karin Jessen sagt über ihre Kunst:
„Was ich male - Wie ich male
Meine Bilder stammen aus zwei Themenbereichen:
- Menschen in Beziehungen zueinander - zunehmend abstrahiert, und,
- Phantasiereisen und Gefühle - ausgedrückt in Farben und Formen.
Die Pole, die dabei entstehen, kann man benennen mit:
- Chaos und Ordnung,
- Rationalität und Emotion.
Bildideen entstehen bei Begegnungen mit Menschen in meiner Umgebung, beim Kennenlernen ihrer Lebensgeschichten, oder bei Reisen in andere, -südlichere- Länder. Hier werden Erinnerungen und Farben gespeichert, aus der Toscana terracotta und ocker, aus Griechenland blau, türkis, weiß, aus Spanien rot und gelb."
Ob Sie jetzt hier blaue Farbe auf hellem Grund sehen, oder das Bild nutzen als Erinnerungsfläche einer angenehmen klaren Empfindung, die Sie mal in Zusammenhängen von blau und weiß (Meer, Sand und Himmel) empfunden haben, liegt ganz an Ihnen.
Die Kunstbetrachtung des 20. Jahrhunderts hat uns Erleichterung und Verwirrung gebracht, indem sie die These vertrat: Kunst findet statt im Auge des Betrachters, der Betrachterin. Mich erleichtert dies ungemein.
Ich biete Ihnen jetzt unterschiedliche Interpretationen: Quasi ein Interpretationsbuffet, von dem Sie sich die Häppchen nehmen können, die Sie wollen und natürlich wüst oder gekonnt mischen können und eigene Interpretatiönchen hinzufügen:
Die seelisch-poetische Variation:
Stahlzarte Striche, leicht hingetuscht, geführt durch das vegetative Nervensystem.
Die Kunsthistorische:
Karin Jessen befindet sich in der Tradition des expressiven Abstrakten an der Seite des Informel.
Die Psychologische:
Hier bricht etwas auf - Umbrüche des Lebens winden sich gekonnt kathartisch in Leinwand und Pigment.
Das Rationale:
Karin Jessen verwendet Materialien wie Leinwand, Papiere, Acrylfarbe, Ölfarbe, Ölkreide, Grafit, manchmal auch Sand und Spachtelmasse.
Das Handwerkliche:
Ihre Bilder entstehen mit großzügiger Pinselführung, breiten, schwungvollen Pinselstrichen. Kräftige, leuchtende Farben vermitteln Energie.
Deutung der Malweise:
Expressive Linien gliedern und rhythmisieren die Fläche, Helles und Dunkles, Dichtes und Lockeres wechseln sich ab, ergänzen sich oder heben sich auf. Manches ist geplant und gesteuert, aber Elemente des Zufalls werden belassen, integriert und verstärkt.
Faktor Zeit:
Durch vielfältige Übermalungen und Schichtungen werden Partien zugedeckt. Tiefe entsteht durch Übergießen mit transparenten Farben, laufende Tropfen legen sich wie ein Schleier oder Gitter über das Bild, lassen aber Durchblicke in untere Schichten zu. Es entstehen perspektivische Farbräume.
Ich bitte Sie jetzt, Ihr Gespräch mit den Bildern zu finden, sei
es über Inhalt, durch Handwerk oder mit Imagination, was Sie jeweils
anspricht.
Und zum Schluss natürlich das Wichtigste: Kunst hab ich zum Fressen gern! Und Sie hoffentlich auch.
Diesen schönen Titel verdanken wir Karin Jessen, die großzügig war, dieses Bild sich verwandeln und verschwistern zu lassen in einen Zitronenkuchen mit Zuckerguss. Dann wollen wir mal sehen und schmecken.
Wir einverleiben uns Kunst!
Ich danke Ihnen, dass Sie heute zu uns gekommen sind. Ich wünsche uns einen angenehmen Vormittag.
Jetzt bitte ich Karin Jessen zum Essen. Schneide bitte den KulinarischenKunstKuchen an.
Alle Acrylbilder, Aquarelle und Objekte sind Unikate.
Interessiert Sie ein Bild oder Objekt?
Dann rufen Sie mich an, schicken Sie mir eine E-Mail
oder
besuchen Sie mich in meinem Atelier nach Vereinbarung.
Karin Jessen, Kühlkamp 31, D-44319 Dortmund,
Tel +49.231.281868, mobil +49.160.1057013, Kontakt